Im September 2025 steht die Ausreise von insgesamt 81 deutschen Studierenden nach China bevor, die entweder einen deutsch-chinesischen Doppelabschluss anstreben oder ein. Austauschsemester an der CDHAW der Tongji-Universität in Shanghai absolvieren möchten. Zur Vorbereitung dieser Studierendengruppe veranstaltete das DHIK am 2. August 2025 ein interkulturelles Training. Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) war dieses Jahr so freundlich, die entsprechenden Räumlichkeiten und Betreuende zur Verfügung zu stellen. Etwa 40 deutsche Studierende nahmen an dieser Trainingsmaßnahme teil.
Es war eine glückliche Fügung, dass gleichzeitig 40 chinesische CDHAW-Studierende im Rahmen der Summer School der Tongji in Deutschland nach Berlin gereist waren. Für die langfristige Stabilität des CDHAW-Projektes ist es entscheidend, chinesische Studierende gleichermaßen auf ihren Deutschlandaufenthalt gezielt vorzubereiten. So wurde die Anwesenheit beider Gruppen in Berlin genutzt, ein gegenseitiges Kennenlernen und Netzwerken der insgesamt knapp 80 Studierenden zu ermöglichen.
Das Training wurde vom DHIK und der Projektkoordinatorin der CDHAW, Dr. Rumin Luo, organisiert. Die Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit der zertifizierten interkulturellen Trainerin und Sinologin Nicola Graessner konzipiert und im Sprachtandem Deutsch-Chinesisch durchgeführt. Begleitet und unterstützt wurden sie von Prof. Dr.-Ing. Ralf Förster, Prof. Dr.-Ing. Marcel Springmann und Prof. Dr.-Ing. Ulrike Siemer von der Berliner Hochschule für Technik sowie von Herrn Cao Fan (Leiter der Studierendenangelegenheiten, CDHAW), Prof. Yongming Zhang (Leiter Gebäudetechnik, CDHAW) und Frau Wei Pang (Mechatronik, CDHAW) als Vertreter*innen der CDHAW.
Workshop Teil 1: 09:00 – 12:00 Uhr
Der Vormittag begann mit einer herzlichen Begrüßung durch die Organisatorin Dr. Rumin Luo und das Trainerteam. Die Studierenden wurden in Gruppen nach Studiengängen eingeteilt, wobei großer Wert darauf gelegt wurde, dass die Anzahl chinesischer und deutscher Studierender gleichmäßig verteilt war. Interaktive Übungen, in die sich jede/r Beteiligte einbringen, Ergebnisse schriftlich festgehalten und präsentiert werden mussten, erleichterte den Austausch und fungierte als wunderbarer Icebreaker.
Ein zentraler Schwerpunkt am Vormittag lag auf dem Thema Kultur. Was ist Kultur? Wie prägt sie die jeweilige Sicht auf die Welt, auf den Umgang mit anderen Menschen und auf alltägliche Entscheidungen? Die Teilnehmenden reflektierten, wie tief kulturelle Prägungen im Denken und Handeln verankert sind.
Im Anschluss wurde das Thema Kommunikation und Kommunikationsstile behandelt. Hierbei wurden Unterschiede zwischen direkter und indirekter Kommunikation, nonverbalen Ausdrucksformen sowie der Bedeutung von Kontext in beiden Kulturen herausgearbeitet. Die Studierenden erarbeiteten anhand von Beispielen, wie Missverständnisse entstehen können und wie sie durch kulturelle Sensibilität vermieden werden können.
Workshop Teil 2: 13:00 – 17:30 Uhr
Nach einer Mittagspause mit Pizza und Softdrinks startete der zweite Teil des Workshops mit einem besonderen Programmpunkt. Die chinesischen Studierenden hatten Präsentationen zu verschiedenen Themen der chinesischen Geschichte und Kultur vorbereitet So wurde u.a. der Animationsfilm „Nezha“ vorgestellt, der in China aktuell der erfolgreichste Kinofilm ist und hier in Deutschland (noch) wenig bekannt ist. Außerdem wurde eine sehr anschauliche Präsentation über die Tang-Dynastie (618 bis 907) gezeigt, die kulturell sehr prägend war. Im Rahmen eines Quiz wurde das neu erworbene Wissen der deutschen Studierenden getestet und mit kleinen Popmart-Figuren als Geschenk belohnt. (Popmart vertreibt überaus erfolgreich in China kleine Spielfiguren zum Sammeln und eröffnet gerade erste Filialen in Deutschland).
Danach starteten die Studierenden mit einer „interkulturellen Cocktailparty“ in den zweiten Teil des Workshops. Dies ist kreatives und zugleich lehrreiches Rollenspiel, bei dem die Studierenden in die Rolle von Personen mit verschiedenen kulturellen Kommunikationsmustern schlüpfen und aufgrund spezifischer Verhaltensweisen ihr kulturelles Pendant finden müssen. Ziel ist es, interkulturelle Dynamiken spielerisch erfahrbar zu machen und sich bewusst zu werden, wie herausfordernd – aber auch bereichernd – interkulturelle Begegnungen sein können.
Im Anschluss ging es um Lern- und Lehrstile in China und Deutschland, die unterschiedlich historisch verankert sind. Es wurde deutlich, dass in beiden Ländern unterschiedliche Erwartungen an Lehrende und Studierende bestehen – etwa in Bezug auf Autorität, Eigeninitiative, Erfolg oder den Umgang mit Fragen und Fehlern.
Vertieft wurde das Thema durch die Betrachtung unterschiedlicher Bildungskonzepte. Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem den Stellenwert von Prüfungen, Gruppenarbeit und Hierarchien in Bildungseinrichtungen beider Länder.
Bevor es zur nächsten größeren Gruppenarbeit zum Thema Studien- und Lebensalltag in China und Deutschland ging, für die die Gruppen neu eingeteilt wurden, hielt Prof. Dr.-Ing. Ralf Förster zum Thema „Deutsch als technische Fremdsprache“ einen sehr interessanten Vortrag auf Deutsch, den Dr. Luo spontan zusammenfassend ins Chinesische übersetzte. Mit vielen praxisnahen Beispielen und humorvollen Wortspielen zeigte Prof. Förster, welche Herausforderungen sich bei der Verwendung der deutschen Sprache im technischen Kontext ergeben – insbesondere durch Wörter mit mehreren Bedeutungen (z.B. Mutter – Eltern- und Schraubenteil, das Wort „verjüngen“ u.v.m.). Prof. Förster betonte, wie wichtig das Bewusstsein für solche sprachlichen Feinheiten in der Lehre sei, um in einem deutschsprachigen Studium mit internationalen Studierenden erfolgreich zu sein. Der Vortrag brachte nicht nur wertvolle Erkenntnisse, sondern auch viele zum Schmunzeln.
Zum Abschluss wurden Unterschiede im Studienalltag sowie im Lebensalltag in China und Deutschland in Gruppenarbeit reflektiert. Es entstand ein reger Austausch über Themen wie Essen, Wohnen, Lernen und Freizeitgestaltung sowie Feiertage, Arbeits- und Öffnungszeiten und zwischenmenschliche Beziehungen einer abschließenden Zusammenfassung präsentierten sich die Studierenden gegenseitig die Ergebnisse.
Fazit:
Das Training bot eine ausgewogene Mischung aus theoretischen Inputs, interaktiven Elementen und Raum für viel persönlichen Austausch. Die Teilnehmenden zeigten sich durchweg interessiert, offen und dankbar für die praxisnahen Einblicke und waren begeistert über die vielen privaten Kontakte, die sie auch über WeChat austauschten. Das Seminar leistete somit einem wichtigen Beitrag zur Vorbereitung auf ein erfolgreiches Auslandssemester an den Hochschulen in beiden Ländern.
Bericht: Dr. Rumin Luo/ DHIK

















