Über 2.000 Studierende aus Deutschland und China haben seit Gründung der Chinesisch Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) an der Tongji Universität im Jahr 2004 ihren Doppelabschluss gemacht. Der größte Anteil der Absolventen stammt aus China und kommt zum Studieren zu uns nach Deutschland. Das Projekt trägt zur Fachkräftegewinnung und Stärkung des transnationalen Verständnisses bei.
Es ist erfreulich zu sehen, dass trotz des Einflusses der Pandemie, die Mitgliederhochschulen des Deutschen Hochschulkonsortium für internationale Kooperationen (DHIK) im kommenden Wintersemester ca. 70 chinesische Incomings willkommen heißen dürfen. Um den Aufenthalt, das Studium und Praktikum in Deutschland vorzubereiten, hat die Geschäftsstelle des DHIK im August für die neue Kohorte 2022-2023 in der Zeit vom 01. bis 08. August 2022 vier Webinare zum Thema Deutschlandkompetenz angeboten. In der Vorbereitung des neuen Angebots, welches vor allem durch die ausbleibenden Lernerfahrungen in den ersten Studienjahren mit deutschen Dozenten in Präsenz notwendig wurde, wurden seitens des International Office der CDHAW die Bedürfnisse der Incomings an das DHIK übermittelt und die Webinare begleitet. Die Leiterin des Chinesisch-Deutschen Campus (CDC) der Tongji-Universität, Frau Andrea Schwedler, wohnte den Webinaren ebenfalls bei.
Die Projektkoordinatorin CDHAW, Frau Dr. Rumin Luo, hat in enger Abstimmung mit den Kolleginnen aus dem International Office der CDHAW, Frau Yimin Ma und Frau Hong Shen, aber auch in Abstimmung mit deutschen Fachkoordinatoren und Betreuer*innen das Programm zusammengestellt und die Webinare geleitet. Die Studierenden lernten grundlegende Unterschiede zwischen Deutschland und China kennen. Dank zahlreichender Vergleiche der Themen Bildungssystem, Denkmuster, Verhaltensmuster, Normen und Werte konnte man dem Training gut folgen. Es wurde klar, dass Deutsche mit Problemen anders umgehen und weshalb Deutsche eine direkte Kommunikation bevorzugen. Netzwerk- und Vertrauensbildung funktioniert in Deutschland anders als in China. Mit diesem Hintergrundwissen, fällt es den Kursteilnehmer*innen leichter detaillierte Hinweise, sowie „Dos and Don’ts in Deutschland“ gut nachzuvollziehen. Es fällt den meisten chinesischen Studierenden sehr schwer ein klares „Ja“ oder „Nein“ auszusprechen. Darüber hinaus wurde geklärt, in welcher Situation soll man besonders aufpassen und welche praktischen Methoden kann man verwenden um eine klare Kommunikation zu schaffen. Gegenüber der Spontanität in der Planung in China müssen die Incomings jetzt die Herausforderungen wahrnehmen, wie man die eher langfristig orientierte Planung in Deutschland annimmt. Begeistert waren die Studierenden von den Themen, wie man sich begrüßt, anredet, mit Deutschen kommuniziert und welche Fettnäpfchen man vermeiden sollte.
Trainings leben vor allem von Erfahrungen und Praxis-Beispielen. Davon gab es in den Webinaren zahlreiche. Vorbereitet in Interviews und Gesprächen mit vorgehenden Kohorten, aber auch mit Dozierenden und Betreuer*innen der chinesischen Studierenden in Deutschland, waren es vor allem die praktischen Beispiele, die die Aufmerksamkeit geweckt haben. Prof. Dr. Hartmut Gnuschke der Hochschule Coburg, Fachbereich Fahrzeugtechnik und Prof. Dr. Frank Kneip, htw saar, Fachbereich Wirtschaftsingenieurswesen hatten sich die Zeit genommen und einige Übungen für die Studierenden vorbereitet. In der Q&A Session konnten beide Professoren die wichtigen Fragen zum Ablauf von Vorlesungen oder der Bachelorarbeits-Phase beantworten. Beide Professoren verdeutlichten, dass es gerade in diesen beiden Studienbereichen besonders wichtig ist, Fragen zu stellen. Chinesische Studierenden sollen mutiger werden und aktiv an der Kommunikation teilnehmen und so zum Studienerfolg beitragen. Als Professor für Mathematik hat Prof. Kneip zur Veranschaulichung das Beispiel „Entscheidungsmatrix in der Fall Transportmittel von xxx Flughafen nach Stadt xxx“ aus seiner Veranstaltung mitgebracht. Die Studierenden sollten in Gruppen diskutieren, wie man eine Lösung finden kann. Das Ziel ist nicht, dass die Studierenden das Konzept „Gewicht/ Weight function“ im Detail verstehen, sondern, dass die Studierenden durch Kommunikation und Zusammenarbeit eine Planung erstellen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dieses interkulturelle Training eine wichtige Rolle zur Erhöhung der Deutschlandkompetenz einnimmt, um das Verständnis zur deutschen Kultur zu stärken und sich auf das Studium und Leben in Deutschland vorzubereiten. Die Evaluation am Kursende zeigte zufriedene Teilnehmer. Sie sind nun gespannt auf das geplante interkulturelle Treffen, das voraussichtlich im Oktober/November in Präsenz in Deutschland stattfinden wird. Wir wünschen allen Incomings eine gute Reise nach Deutschland und einen erfolgreichen Start ins neue Wintersemester.
Bericht: Rumin Luo, Anne Steinhaus